"Make it 18, Roger!", darüber waren sich die beim diesjährigen Fußball-Ortsturnier des FC Germania Friedrichsfeld antretenden FSC-Kicker bereits vor Anpfiff ihres ersten Spieles einig. Zweifellos galt dieser Appell keinem Geringeren als Roger Federer, der exakt 24 Stunden nach Turnierauftakt die Möglichkeit hatte, sich mit einem Sieg im Finale der Australian Open seinen 18. Grand Slam-Erfolg und so endgültig den Titel des besten Tennisspielers aller Zeiten zu sichern.
Ähnlich bescheiden wie die Erfolgschancen, die Experten und Buchmacher Federer im Vorfeld des Turniers in Down Under einräumten, waren auch die Erwartungen der FSC-Akteure, den dritten Rang des Vorjahres oder gar den vor zwei Jahren an gleicher Stelle heroisch errungenen Ortsmeistertitel wiederholen zu können. Schließlich trat man in diesem Jahr aufgrund des kurzfristigen Ausfalls langjähriger Stammkräfte sowie von Teammäzen Christos Stathopoulos versäumter Investitionen in die Verstärkung des Kaders mit einem ersatz- und spielpraxisschwachen Sechser-Team an.
Dass kein Geld eben auch keine Tore erzielt, demonstrierte den noch gänzlich abwesenden FSC-Schlachtenbummlern bereits die Auftaktpartie, die nach herausragender Defensiv- aber harmloser Offensivleistung folgerichtig in einem torlosen Remis endete. Den enttäuschenden Verlauf dieser Begegnung mit geballter Martin Holler’scher Taktik-Expertise analysiert, zog die FSC-Auswahl die richtigen Schlüsse und entschied die beiden Folgepartien zwar knapp aber durchaus verdient mit jeweils einem Tor Differenz für sich. 2:1 respektive 1:0 und damit je drei wichtige Zähler für das FSC-Punktekonto hieß es nach Abpfiff der Partien gegen die Werkself der Friatec AG sowie den FC Hollywood, dessen Akteure die inoffizielle Wertung gestürzter Premiumpils einer renommierten Mannheimer Traditionsbrauerei bereits zu diesem frühen Zeitpunkt uneinholbar anführten.
Der erste Sieg gelang dank beeindruckender Moral und ungeahnter konditioneller Reserven gar nach einem 0:1-Rückstand, ging jedoch auch zu Lasten der möglicherweise für den Einzug in die K.o.-Runde entscheidenden Fair Play-Wertung. Denn Schlussmann Benjamin Brandl, Urgestein im FSC-Gehäuse, unterschätzte vom Sekundenschlaf erwischt einen hoch über die weit aufgerückte FSC-Defensivreihe gespielten Pass, zögerte beim Herauslaufen einen Augenblick zu lange und streckte den herannahenden gegnerischen Angreifer in einer rabiaten Art und Weise nieder, wie sie bis dato nur Toni Schumacher 1982 in der legendären Nacht von Sevilla gelungen war. Die Konsequenz wie damals: Gelbe Karte, kein Gegentor und die Überzeugung des Torhüters, irgendwie doch alles richtig gemacht zu haben. In jenen beiden Partien in die Torschützenliste eintragen konnten sich FSC-Alpine Pascal Baumgärtner, der nach einzig technisch hochwertiger Passstafette des Tages zum zwischenzeitlichen Ausgleich gegen das Friatec-Team einnetzte, sowie zweimal FSC-Allzweckwaffe Philipp König, in diesem Jahr in ungewohnter Lionel Messi-Rolle eigesetzt und so deutlich angriffslustiger und kreativer agierend als zu seiner kurzen aktiven Zeit auf der roten Asche der FSC-Tennisanlage.
Vor den Augen und damit zum Leidwesen des erfolgsverwöhnten FSC-Präsidenten Karl-Heinz Ruf schossen mit zunehmendem Anstieg der Laktatwerte bei den FSC-Akteuren auch Fehlpassquote, Anteil verlorener Zweikämpfe und Anzahl nicht gelaufener Meter rapide in die Höhe. Während sich Marc Hoffmann, gewöhnlich zuverlässiger Rückhalt in der FSC-Defensive, en gros haarsträubende Stellungs- und Koordinationsfehler leistete und das FSC-Team so nicht nur einmal gefährlich in die Bredouille brachte, setzte Philipp Ruf, beim Titelgewinn vor zwei Jahren noch als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet, alles daran, sich diese Ehre vorerst kein zweites Mal zuteilwerden zu lassen. Diese und weitere Unzulänglichkeiten mündeten in einem mageren 1:1-Unterschieden im vierten Gruppenspiel, in dem erneut Offensiv-Freigeist Philipp König, sichtlich noch immer von den Körnern seines morgendlichen Bircher-Müslis zehrend, technisch unansehnlich aber gnadenlos effektiv zum Ausgleich traf, ehe man sich zum Vorrundenabschluss der Spielgemeinschaft des, ja tatsächlich, Männergesangvereines Frohsinn und der Handharmonikafreunde gar mit 0:1 geschlagen geben musste.
Weit abgeschlagen in der Fair Play-Wertung, aber als ordentlicher Gruppenzweiter für das nachfolgende Viertelfinale qualifiziert, ließ der noch tiefere, tiefste Tiefpunkt des Tages nicht lange auf sich warten. Denn gegen das Team des FC Germania 2000 setzte es trotz spielerischer wie ästhetischer Überlegenheit eine bittere 0:2-Niederlage, die nicht nur das frühe Ausscheiden der FSC-Auswahl, sondern auch das vorzeitige Ende der Amtszeit von Teammanager Ralph Brehme besiegelte, der bereits Augenblicke nach Schlusspfiff von Mäzen Stathopoulos von seiner Verantwortung entbunden wurde.
"In diesem Jahr verwachst.", fasste der langjährige Germania-Offizielle Stefan Zyprian, motiviert vom kürzlich absolvierten Rhetorik-Seminar, das Auftreten der FSC-Akteure mit einer kecken Anspielung auf den originären FSC-Vereinszweck zusammen, als er der Mannschaft bei der abschließenden Siegerehrung zu Rang sieben gratulierte. Das obligatorisch überreichte Bierfass nahm selbst Liebhaber und diesjähriger Kapitän Philipp König angesichts des ernüchternden Abschneidens nur äußerst widerwillig entgegen.
Genau einen Tag später und in bedeutend besserer Verfassung aufspielend als die FSC-Auswahl schlug Roger Federer beim Spielstand von 5:3 im entscheidenden fünften Satz, in dessen dramatischem Verlauf er gegen Rafael Nadal bereits mit einem Break zurücklag, zum Titelgewinn auf. Nach zwischenzeitlichem 15:40 und zwei Breakchancen Nadals, Vorteil Federer. Matchball. Leichter, unerzwungener Fehler mit der Vorhand. Einstand. Ass. Erneuter Matchball. Aufschlag durch die Mitte, Return ins Halbfeld. Vorhand Federer. Unerreichbar auf die Linie. "Well done, Bester aller Zeiten!", wären sich die zu diesem Zeitpunkt bereits schwer muskelkatergeplagten FSC-Akteure wohl erneut einig gewesen.